Der Ketzerlehrling (Sommer 1179)

Petrus

Auf dem Weg nach Jerusalem war Petrus einem sterbenden Pilger begegnet. Dessen Familie lebt in der Heiligen Stadt, und so bat er den Mönch, dieser Familie eine wertvolle, wahrscheinlich gefüllte Buchschatulle zu überbringen – genauer gesagt, seiner Nichte Fortunata, als Mitgift. Petrus erklärte sich einverstanden. Den Rest des Weges setzt der Mönch dann zusammen mit den Lehrling des Toten, Elave, fort.

Als sie in der Stadt ankommen, wird Petrus natürlich von der Familie Lythwood, ein paar hervorragenden Buchbindern, eingeladen, bei ihnen zu wohnen, was er dann auch annimmt. Auch zum Leichenschmaus am nächsten Abend ist er willkommen. Dabei hat Elave mit dem Schreiber der Familie, Aldwin, ein Streitgespräch über die Kindstaufe. Elave ist nämlich der Meinung, auch ungetaufte Kinder kämen nicht in die Hölle, während die offizielle Doktrin lautet, daß alle Ungetauften bei ihrem Tod zum Teufel fahren. Auch Petrus vertritt Elaves Meinung, wofür er fast schon einmal von Gerbert von Köln auf den Scheiterhaufen gestellt worden wäre. Nur sein freundlicher Abt Radulfus konnte ihn retten.

Am nächsten Tag erfährt Petrus gleich zwei unangenehme Neuigkeiten: Gerbert von Köln ist in der Stadt, und er hat vor, den Abt Radulfus wegen Unterstützung eines Ketzers anzuklagen. Bestürzt kehrt Petrus zu der Familie Lythwood zurück, wo gerade Elave wegen seiner ketzerischen Ansichten zu einer Disputatio vorgeladen wird. Offenbar hat Aldwin ihn angeschwärzt. An diesem Abend verläßt Elave das Haus, Aldwin folgt ihm mit einem schlechten Gewissen.

Am nächsten Tag findet Petrus Aldwin wieder: Tot treibt der unter einer Brücke im Fluß – ermordet! Es sieht so aus, als könne es Elave gewesen sein, aber Petrus hat seine Zweifel: Er hat nämlich die Blicke zwischen dem jungen Mann und Fortunata gesehen und weiß, das zu der Zeit, wo Elave nicht da war, auch Fortunata das Haus verlassen hatte.

Am Abend dieses Tages kehrt endlich das Familienoberhaupt Girard zurück. Er war unterwegs, um Wolle aufzukaufen. Nun kann die Truhe geöffnet werden, die der Sterbende Fortunata hatte schicken lassen. Sie enthält sechs kleine Beutel mit Silberstücken. Dies verblüfft Petrus sehr, denn als er die Schatulle trug, hätte er schwören können, daß ein Buch darinnen ist. Als er sich das Innere des wertvollen Kistchens genauer anschaut, entdeckt er Spuren von Purpurstaub und einen abgerissenen Papierzipfel, der zu einem Lesezeichen gehören könnte. Dies läßt für ihn nur einen Schluß zu: In dieser Schatulle befand sich noch vor kurzem in wertvolles Buch, das gegen die Silberstücke ausgetauscht wurde.

Am nächsten Tag hat Petrus allerdings keine Zeit, dem rätselhaften Fall nachzugehen. Heute findet die Disputatio statt, und Petrus hat sich entschlossen, sie statt Elave gegen Gerbert zu führen. Der Bischof ist wenig begeistert, ihn hier zu sehen, schließlich kann er sich an die Redegewandtheit des Mönchs noch gut erinnern. Diese Redegewandtheit ist es dann auch, die den freundlichen Patriarchen Amalrich überzeugen kann: Petrus gewinnt die Disputatio. Und nicht nur das: Amalrich ist so von Petrus´ Ausführungen eingenommen, daß er ihn zum Priester weiht und ihm die Gemeinde des Bundes zur Fürsorge übergibt. Allerdings scheint ihm der Name Serpentia für ein christliches Dorf nicht angemessen, also benennt er es kurzerhand in St. Blasius um.

Auch in dem Mordfall kommt Petrus jetzt weiter: Nach einiger Suche findet er heraus, daß Aldwin am Abend vor seinem Tod mit dem Knecht Conyn gesprochen hatte. Dieser Knecht berichtet ihm, daß Aldwin schon in der ersten Nacht einen Blick in die Schatulle gewagt hätte und darin ein Buch gesehen habe. Allerdings wäre er dabei fast von Jevan, dem Bruder des Familienoberhauptes, erwischt worden. Auch dieser habe sich mit der Schatulle beschäftigt.

Als Petrus Jevan damit konfrontieren will, ist der verschwunden, zusammen mit Fortunata. Er findet den mörderischen Buchbinder schließlich bei der Färberhütte, die junge Frau ist seine Geisel. Während Petrus Jevan vorne ablenkt, schleicht sich Elave hinten in den Schuppen, rettet Fortunata und zündet das Häuschen an. Von Panik erfüllt, rennt Jevan in die brennende Hütte, in der er das Buch noch vermutet, und stirbt einen grausamen Tod. Das Buch, in Tücher eingeschlagen, hat allerdings Fortunata während ihrer Rettung mitgenommen.

Es ist eine Bibel aus dem neunten Jahrhundert, von irischen Mönchen geschrieben und in Byzanz in Purpur und Gold gebunden: Ein unbezahlbarer Schatz. Fortunata stiftet es der Kirche in Jerusalem, wo es besser aufgehoben sei als in Privatbesitz. Petrus verabschiedet sich bald von der Familie, da auch der Rest auf einen baldigen Aufbruch drängt.

Published in: on 21. Januar 2009 at 22:01  Kommentar verfassen  
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